Es war ein kühler Sommerabend in Ibbtown, als ich, Dr. John H. Ibbson, in der Behaglichkeit unserer Wohnung in der Bachstraße 221B saß. Regnerische Feuchtigkeit kroch durch die Straßen, und das Knistern des Kaminfeuers war die einzige Gesellschaft, bis Sherlibb Holmes mit einem amüsierten Funkeln in den Augen ins Zimmer stürmte. In seiner Hand hielt er ein modernes Gerät, das er „Smartphone“ nannte, ein Ding, das er mit einer Mischung aus Verachtung und Faszination betrachtete.
„Ibbson, mein Freund,“ rief er, „kommen Sie her! Wir stehen vor einem Fall von köstlicher List, einem digitalen Possenspiel, das selbst Moriarty vor Neid erblassen ließe!“
„Was ist es diesmal, Holmes?“ fragte ich, während ich meine Pfeife beiseite legte. „Ein weiterer Fall von gestohlenem Tee oder ein verschwundener Regenschirm?“
„Nichts so Gewöhnliches,“ antwortete er und hielt das Gerät hoch, dessen Bildschirm mit bunten Symbolen leuchtete. „Es geht um die sozialen Netzwerke, Ibbson! Ein Netz aus Intrigen, gewoben mit Humor und einer Prise Subversion. Im Kreis Steinfurt, genauer gesagt in den Städten Emsdetten, Steinfurt und Ibbenbüren, hat sich eine Gruppe schlauer Köpfe einen Spaß erlaubt. Sie haben die Akronyme einer politischen Partei, der AfD, genommen und sie mit neuen, höchst amüsanten Bedeutungen versehen.“
Ich runzelte die Stirn, verwirrt von diesem modernen Durcheinander. „Akronyme, Holmes? Und was für eine Partei?“
„Die Alternative für Deutschland,“ erklärte er, „eine Partei, die in der deutschen Politik für einige Kontroversen sorgt. Doch hier geht es nicht um Politik, Ibbson, sondern um einen Streich! Schauen Sie sich diese Liste an.“ Er reichte mir das Gerät, und ich las die Einträge, die er mir zeigte:
@afd.stadtverband.emsdetten: Abgelaufene Fertigdosen Emsdetten
@afd.lengerich: Alkoholfreies Dosenbier Lengerich
@afd_in_emsdetten: Alkohol-freies Dosenbier Emsdetten
@afd.stadtverband.steinfurt: Alles für den Dackel Stadtverband Steinfurt
@afd_emsdetten: Alles für Döner
@afdemsdetten: Allgemeinheit für Donnerschlagquallen
@afd_steinfurt: Anarchistische Frösche Deutschland
@afd.emsdetten: Anti-fortschrittliche Dinoraurier Emsdetten
@afd.ibbenbueren: Anthrazitforschung Dickenberg
@afdsteinfurt: Alle für Diversität Steinfurt
Ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Holmes, das ist ja absurd! Donnerschlagquallen? Anarchistische Frösche? Wer kommt auf solch einen Unsinn?“
Holmes lehnte sich zurück, die Fingerspitzen aneinandergelegt, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen. „Ein Meister der Täuschung, Ibbson, oder besser gesagt, eine Gruppe von Spaßvögeln, die die Macht der Sprache und der digitalen Plattformen nutzen. Stellen Sie sich vor: Jemand registriert diese Konten, um die Erwartungen derer zu untergraben, die nach offiziellen Parteiprofilen suchen. Stattdessen finden sie… Dosenbier und Dackel! Es ist ein brillantes Manöver, eine digitale Karikatur.“
„Aber warum, Holmes?“ fragte ich. „Was ist der Zweck?“
„Der Zweck, mein lieber Ibbson, ist dreifach,“ erklärte er, während er aufstand und im Raum auf und ab ging. „Erstens, es ist ein Akt des Humors, ein spielerischer Kommentar, der die Ernsthaftigkeit der Politik durchbricht. Zweitens, es ist eine subtile Form des Protests, indem man die Identität der Partei durch absurde Assoziationen verdreht. Und drittens, es ist eine Demonstration von Kreativität, die zeigt, wie man mit ein paar Worten und einem Account die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Beachten Sie die Vielfalt: von Döner bis Fertigessen, von Dinosaurier bis Diversität – jede Bezeichnung ist ein kleiner Stich, gewürzt mit Witz.“
Ich nickte langsam, fasziniert von der Analyse. „Aber Holmes, ist das legal? Kann man einfach so Konten mit solchen Namen anlegen?“
Holmes zuckte die Schultern, ein Hauch von Spitzbüberei in seinem Blick. „Die Gesetze der digitalen Welt sind noch jung, Ibbson. Solange keine Markenrechte verletzt oder direkte Täuschungen mit böser Absicht vorgenommen werden, ist es ein grauer Bereich. Diese Konten beanspruchen nicht, die echte Partei zu sein – sie sind Parodien, Satiren, ein digitales Augenzwinkern.“
„Und wie haben Sie davon erfahren?“ fragte ich, neugierig wie immer.
„Ein Freund aus Emsdetten, ein gewisser Herr Müller, schickte mir eine Nachricht,“ antwortete Holmes. „Er ist ein Beobachter der digitalen Landschaft und fand diese Entwicklung höchst unterhaltsam. Ich habe die Konten überprüft – leider kann ich Ihnen keine aktuellen Inhalte zeigen, da ich nicht direkt auf die Plattform zugreifen kann. Aber die Namen allein, Ibbson, sind ein Kunstwerk!“
Ich lachte erneut, stellte mir vor, wie ein argloser Nutzer auf der Suche nach politischen Diskussionen stattdessen auf „Anthrazitforschung auf dem Dickenberg“ stößt. „Was wird die Partei dazu sagen, Holmes?“
„Oh, sie werden vermutlich empört sein,“ sagte er mit einem Kichern. „Aber was können sie tun? Den Humor verbieten? Die Quallen verhaften? Nein, Ibbson, der beste Weg, mit solch einer Täuschung umzugehen, ist, sie zu ignorieren oder mit noch mehr Witz zu kontern. Doch ich bezweifle, dass sie dazu fähig sind.“
Holmes setzte sich wieder, sein Blick nun nachdenklich. „Es erinnert mich an unsere eigenen Abenteuer, Ibbson. Die Welt mag sich verändert haben, von Gaslaternen zu Bildschirmen, aber die menschliche Natur bleibt dieselbe: ein Tanz aus List, Humor und der ewigen Suche nach Aufmerksamkeit. Dieser Fall mag kein Verbrechen sein, aber er ist ein Rätsel, das uns zum Schmunzeln bringt.“
Und so saßen wir, während der Nebel dichter wurde und das Feuer knisterte, und lachten über die Vorstellung von Donnerschlagquallen und anarchistischen Fröschen, die die digitale Welt eroberten – ein Fall, der Sherlibb Holmes’ Herz mit Freude erfüllte, ohne dass ein Verbrecher gefasst werden musste.

