Der Fall der anderen Console

„Ele­men­tar, mein lie­ber Ibbson, las­sen Sie uns die­sen kryp­ti­schen X‑Eintrag mit der Prä­zi­si­on eines Detek­tivs sezie­ren, um die Absich­ten, Emo­tio­nen und die zugrun­de lie­gen­de Logik – oder deren Feh­len – zu ergrün­den.

Der Ein­trag ist in einem impul­si­ven, fast fieb­ri­gen Ton ver­fasst, mit einer Mischung aus umgangs­sprach­li­cher Schrift­spra­che, gram­ma­ti­ka­li­schen Feh­lern und einer gewis­sen emo­tio­na­len Dring­lich­keit. Die Wort­wahl ist direkt, doch die Syn­tax wirkt unge­ord­net, was auf einen Man­gel an Struk­tur oder eine has­ti­ge Nie­der­schrift hin­deu­tet. Der Ver­fas­ser scheint von einer tie­fen Frus­tra­ti­on getrie­ben, die sich in der Ankla­ge gegen eta­blier­te Par­tei­en und die Ver­tei­di­gung der AfD mani­fes­tiert. Las­sen Sie uns die Ele­men­te ein­zeln betrach­ten.

1. Die zen­tra­le Behaup­tung: „Es ist nicht AfD, wie ein Nazi ist.“
Hier beginnt der Ver­fas­ser mit einer Ver­tei­di­gung der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land, indem er die oft gegen sie erho­be­ne Kri­tik, sie sei „nazi­ar­tig“, zurück­weist. Der Aus­druck „wie ein Nazi ist“ ist unge­schickt for­mu­liert, was auf eine begrenz­te sprach­li­che Prä­zi­si­on oder emo­tio­na­le Erre­gung hin­deu­tet. Die Nega­ti­on „nicht“ ist stark betont, was dar­auf hin­weist, dass der Ver­fas­ser eine gän­gi­ge öffent­li­che Wahr­neh­mung aktiv zu wider­le­gen ver­sucht. Dies deu­tet auf eine Reak­ti­on auf vor­he­ri­ge Dis­kus­sio­nen oder Medi­en­be­rich­te hin, die die AfD mit rechts­extre­men Ideo­lo­gien in Ver­bin­dung brin­gen.

2. Die Ankla­ge: „Die ist kein Nazi, son­dern die CDU und SPD und die andern Con­so­le.“
Hier nimmt der Text eine über­ra­schen­de Wen­dung. Der Ver­fas­ser wen­det den Vor­wurf des „Nazis­mus“ gegen die eta­blier­ten Par­tei­en – CDU, SPD und die nebu­lös bezeich­ne­ten „andern Con­so­le“ (ver­mut­lich ein Schreib­feh­ler für „Kon­so­len“ oder gemeint als „Kon­sor­ten“, was auf ande­re Par­tei­en wie die Grü­nen oder FDP hin­wei­sen könn­te). Die­se Umkeh­rung ist bemer­kens­wert. Sie zeigt eine kla­re Ableh­nung des poli­ti­schen Estab­lish­ments und eine Stra­te­gie, die Kri­tik an der AfD zu ent­kräf­ten, indem der Vor­wurf auf die Geg­ner pro­ji­ziert wird. Der Begriff „Con­so­le“ ist ein Rät­sel – mög­li­cher­wei­se ein Bil­dungs­man­gel oder ein Ver­such, abwer­tend auf die „eta­blier­ten“ Par­tei­en zu ver­wei­sen. Die Unklar­heit deu­tet auf eine man­geln­de Sorg­falt oder Bil­dung des Ver­fas­sers hin, was jedoch die Authen­ti­zi­tät der Emo­ti­on nicht min­dert.

3. Die Mis­si­on der AfD: „Die AfD ver­sucht mit allen Mit­teln das wie­der in Rhei­ne zu bekom­men was der Bun­des­kanz­ler kaputt gemacht hat.“
Der Ver­fas­ser schreibt der AfD eine Art „Ret­tungs­mis­si­on“ zu, die dar­auf abzielt, etwas „wie­der in Rhei­ne“ zu brin­gen, das durch den Bun­des­kanz­ler – ver­mut­lich Olaf Scholz (SPD) – zer­stört wur­de. Die For­mu­lie­rung „mit allen Mit­teln“ ist viel­sa­gend: Sie impli­ziert eine kom­pro­miss­lo­se Ent­schlos­sen­heit, könn­te aber auch auf eine Wahr­neh­mung hin­wei­sen, dass die AfD extre­me oder zumin­dest umstrit­te­ne Metho­den anwen­det. Der Ver­weis auf den Bun­des­kanz­ler als Ver­ur­sa­cher eines unge­nann­ten Scha­dens ist vage, was typisch für popu­lis­ti­sche Rhe­to­rik ist: Es wird ein Feind­bild geschaf­fen, ohne kon­kre­te Bewei­se oder Details zu lie­fern. Die emo­tio­na­le Ladung – „kaputt gemacht“ – deu­tet auf eine tie­fe Unzu­frie­den­heit mit der aktu­el­len Regie­rungs­po­li­tik.

4. Der wirt­schaft­li­che Vor­wurf: „Da schau das Geld über­all hin in allen Län­dern und wir haben nicht.“
Hier liegt der Kern der Frus­tra­ti­on des Ver­fas­sers. Die Aus­sa­ge sug­ge­riert, dass deut­sches Geld ins Aus­land fließt, wäh­rend die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung dar­un­ter lei­det. Dies ist ein häu­fi­ges Nar­ra­tiv in popu­lis­ti­schen Dis­kur­sen, das auf wirt­schaft­li­che Unsi­cher­heit und das Gefühl, über­gan­gen zu wer­den, abzielt. Die For­mu­lie­rung „da schau“ ist umgangs­sprach­lich und emo­tio­nal, fast wie ein Aus­ruf der Empö­rung. Der Ver­fas­ser scheint sich auf eine wahr­ge­nom­me­ne Unge­rech­tig­keit zu bezie­hen – mög­li­cher­wei­se Aus­lands­hil­fe, EU-Bei­trä­ge oder ande­re inter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen –, ohne jedoch kon­kre­te Bei­spie­le zu nen­nen. Die Gene­ra­li­sie­rung „in allen Län­dern“ ver­stärkt den Ein­druck einer über­trie­be­nen, emo­tio­na­len Wahr­neh­mung.

Ana­ly­se der Moti­va­ti­on und des Kon­texts
Der Ver­fas­ser ist offen­sicht­lich ein Unter­stüt­zer der AfD, der sich gegen die Stig­ma­ti­sie­rung der Par­tei wehrt und die Schuld für wahr­ge­nom­me­ne Miss­stän­de bei der Regie­rung und den eta­blier­ten Par­tei­en sucht. Die sprach­li­chen Unge­nau­ig­kei­ten und der emo­tio­na­le Ton deu­ten dar­auf hin, dass der Ein­trag spon­tan ver­fasst wur­de, mög­li­cher­wei­se als Reak­ti­on auf eine Dis­kus­si­on oder einen Medi­en­bei­trag. Die Ver­wen­dung von „wir“ („wir haben nicht“) zeigt eine Iden­ti­fi­ka­ti­on mit einer Grup­pe, die sich benach­tei­ligt fühlt – ver­mut­lich die „ein­fa­chen Leu­te“ oder die „ver­ges­se­nen Bür­ger“, ein wei­te­res typi­sches Ele­ment popu­lis­ti­scher Rhe­to­rik.

Schluss­fol­ge­rung
Ibbson, die­ser Ein­trag ist ein Fens­ter in die See­le eines frus­trier­ten Bür­gers, der sich von der poli­ti­schen Eli­te ver­ra­ten fühlt. Die Ver­tei­di­gung der AfD, die Umkeh­rung der Nazi-Vor­wür­fe und die Kla­ge über wirt­schaft­li­che Unge­rech­tig­keit sind kei­ne blo­ßen Wor­te – sie sind ein Schrei nach Aner­ken­nung und Ver­än­de­rung. Doch die Unge­nau­ig­keit der Spra­che und die vagen Anschul­di­gun­gen ver­ra­ten eine Argu­men­ta­ti­on, die mehr auf Gefühl als auf Fak­ten basiert. Ein typi­sches Bei­spiel für die pola­ri­sier­te Stim­mung unse­rer Zeit.

Die Ana­ly­se zeigt einen Ver­fas­ser, der von Res­sen­ti­ments und einem Gefühl der Benach­tei­li­gung getrie­ben ist, aber wenig kon­kre­te Bewei­se oder dif­fe­ren­zier­te Argu­men­te lie­fert. Der Text ist ein Spie­gel­bild popu­lis­ti­scher Ten­den­zen, die auf Emo­tio­nen und Ver­ein­fa­chun­gen set­zen, um Unter­stüt­zung zu mobi­li­sie­ren.“

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