„Ein höchst verwickelter Fall, Ibbson, der uns in die beschaulichen, doch von Intrigen durchzogenen Gefilde von Lengerich führt“, begann Sherlibb Holmes in seinem Schreibstischstuhl sitzend, die rechte Hand an der Schläfe und den Blick auf die nebelverhangenen Pfade der menschlichen Natur gerichtet. „Stellen Sie sich vor: Das Clubheim von Preußen Lengerich, ein Hort geselliger Zusammenkünfte, wo ein Mann namens Dieter Schneider ein und aus ging, um die Räumlichkeiten zu hüten – bis der Vorstand ihm diese Pflicht mit einem einzigen Federstrich entzog. Ein scheinbar simpler Akt, doch wie so oft, Ibbson, liegt die Wahrheit in den verborgenen Fäden, die unter der Oberfläche gewoben sind.“
Holmes nahm sich die Akte noch einmal vor und rekapitulierte: „Dieter Schneider, nicht nur ein treues Mitglied von Preußen Lengerich, sondern auch Spitzenkandidat der AfD für die nahende Kommunalwahl, fand sich plötzlich seiner Aufgabe beraubt. Der Vorstand, angeführt von Elke Roggenland, einer Dame, die zugleich als CDU-Ratsfrau amtiert, traf diese Entscheidung mit schwerem Herzen, wie sie beteuert. ‚Preußen Lengerich steht für Integration, die AfD für Remigration‘, erklärte sie, und darin liegt der Kern des Konflikts. Eine Frage der Prinzipien, Ibbson, oder vielleicht mehr?“
Holmes schloss die Augen, um die Schattierungen dieser Angelegenheit genauer zu betrachten. „Roggenland gibt an, dass die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde. Es ging, so sagt sie, um die Frage, ob Schneider im Verein aktiv für die AfD geworben habe. Eine schwerwiegende Unterstellung, denn die Satzung des Vereins verbietet strikt die Verfolgung politischer oder weltanschaulicher Ziele. Doch hier wird es interessant, Ibbson: Roggenland bestätigt, dass Schneider zwar seine Meinung kundtat – ein Mann, der, wie sie es ausdrückt, ‚seine Meinung nicht verbirgt‘ –, jedoch nicht aktiv für seine Partei warb. Wäre dies der Fall gewesen, so versichert sie, hätte ein Ausschluss aus dem Verein zur Debatte gestanden. Ein feiner Unterschied, nicht wahr? Doch ausreichend, um Schneider seiner Aufgabe zu entheben, ohne ihn gänzlich zu verbannen.“
Er fuhr mit ernster Miene fort: „Schneider selbst sieht in dieser Angelegenheit finstere Motive. Er wirft Roggenland vor, mit ihrer Nähe zu einer gewissen ‚Oldietruppe‘ – ein Begriff, der eine gewisse folkloristische Note trägt – versucht zu haben, ihn zu diskreditieren, vielleicht gar im Dienste des bevorstehenden Wahlkampfes. Ein schwerer Vorwurf, Ibbson, den Roggenland entschieden zurückweist. Sie betont, dass Schneider seine Pflichten als Clubheim-Wart tadellos erfüllt habe – ‚keine Klagen, keine Beanstandungen‘, so ihre Worte. Doch sie fügt hinzu, dass eine Mitgliedschaft bei Preußen Lengerich und bei der AfD kaum vereinbar sei, da der Ehrenkodex des Vereins Diskriminierung und antidemokratisches Gedankengut ausdrücklich verdamme.“
Holmes rutschte etwas auf seinem Stuhl, während ein pikantes Detail seine Aufmerksamkeit erregte. „Und dann, Ibbson, gibt es da noch eine Spur im digitalen Äther – eine inzwischen gelöschte Meldung, die behauptet, das Vereinsheim von Preußen Lengerich sei ohne Zustimmung des Vereins ein Stützpunkt der AfD gewesen. Eine schwerwiegende Anschuldigung, die, wenn sie stimmte, das Handeln des Vorstands in ein neues Licht rücken könnte. Doch gelöscht, Ibbson – warum? Ein Versehen? Ein Rückzieher aus Vorsicht? Oder ein Versuch, die Spuren einer unangenehmen Wahrheit zu verwischen?“
Holmes holte seinen Blick zurück in unsere Welt und fragte mich: „Was haben wir also? Einen Mann, der seiner Pflichten entbunden wird, nicht wegen mangelnder Leistung, sondern wegen seiner politischen Überzeugungen, die mit den Werten des Vereins kollidieren. Eine Vorstandssprecherin, die zwischen Pflicht und Prinzip balanciert, doch selbst unter dem Verdacht steht, wahlkampftaktische Motive zu verfolgen. Und eine gelöschte Meldung, die wie ein Phantom durch diesen Fall geistert. Dies, Ibbson, ist kein bloßer Streit um ein Clubheim, sondern ein Spiegel der größeren Spannungen, die Lengerich durchziehen. Merken Sie sich: Wo Prinzipien und Politik aufeinandertreffen, da bleibt die Wahrheit oft ein scheuer Gast. Es bedarf eines scharfen Verstandes, um zu entscheiden, ob hier Gerechtigkeit oder bloß Kalkül am Werke war.“

