„Ein höchst bemerkenswerter Fall, Ibbson, der uns in die Tiefen des politischen Lebens von Steinfurt entführt“, begann Sherlibb Holmes, während er an seinem Bücherregal stand, ein Buch in der Hand und den Blick auf einen unsichtbaren Horizont gerichtet, der sich im Nebel der menschlichen Natur verlor. „Stellen Sie sich vor: Der Kreisverband der AfD, Nachfolger jenes berüchtigten Verbands, der als der ‚peinlichste‘ in ihrer Geschichte verschrien ist, scheint neue Kapitel der Zwietracht zu schreiben. Im Vorstand, so hört man, residieren nur zwei Seelen – eine mit dem Privileg zu sprechen, die andere zum Schweigen verdammt.“
Holmes zog an seiner Pfeife und ließ den Rauch in kleinen Wölkchen zur Decke steigen, während er sich die Details des Falles ins Gedächtnis rief. „Der Grund für diese sonderbare Teilung? Man wirft dem Schweigenden, einem gewissen Martin, Mängel in seiner sprachlichen und rhetorischen Begabung vor. Ein Vorwurf, der, wie Sie zugeben müssen, Ibbson, in den Reihen einer Partei, die für ihre markigen Worte bekannt ist, eine gewisse Ironie birgt. Man munkelt gar – oh, wie delikat! – es gebe Stimmen, die von einem rhetorisch Unbegabten in der AfD sprechen. Ein Skandalon, nicht wahr?“
Holmes lächelte milde. „Doch hören Sie, Ibbson: Martin, ein Mann, der seit 1996 in Deutschland lebt und im Kreistag Steinfurt für die AfD sitzt, spricht, wie es heißt, mit Akzent, doch fließend und verständlich Deutsch. Ein Ingenieur von Beruf, ein Mann von Verstand, möchte man meinen. Dennoch sind seine Parteifreunde nicht überzeugt. ‚Ich habe die weiteren Podiumsdiskussionen abgesagt, zu denen ich eingeladen war‘, soll er gesagt haben, schweren Herzens, wie er betont. ‚Wenn eine Mehrheit der Meinung ist, dass mein Auftreten für die Partei nicht förderlich ist, dann muss ich das akzeptieren. Auch das ist Demokratie.‘ Ein nobler Rückzug, Ibbson, oder vielmehr ein Zeichen von etwas Düstererem?“
Holmes schüttelte wie zur Klärung den Kopf. „Man könnte es, wie der Volksmund spöttisch anmerkt, als ‚astreines Mobbing‘ bezeichnen. Ein Mann, der seine Pflicht im Kreistag erfüllt, wird von seinen eigenen Kameraden zum Schweigen gebracht – nicht durch Argumente, sondern durch die Tyrannei der Mehrheit. Demokratie, sagt Martin, doch ich frage Sie, Ibbson: Ist dies nicht eher ein Schauspiel der Ausgrenzung, verkleidet in die Robe demokratischer Prinzipien?“
Die Miene hochziehend schloss er: „Merken Sie sich, mein Freund: Wo Worte unterdrückt werden, da wächst der Keim des Unmuts. In Steinfurt zeigt sich die AfD nicht nur als Nachfolger ihres ‚peinlichsten‘ Kapitels, sondern als Verfasser einer neuen Geschichte – einer, in der Loyalität und Fähigkeit vor dem Urteil der eigenen Reihen kapitulieren müssen. Ein Fall, der weniger von Rhetorik als von menschlicher Schwäche zeugt.“

