Der Fall der gefährlichen Intelligenz

An einem grau­en Herbst­nach­mit­tag in Ibb­town, wo der Nebel wie ein Vor­hang über die Stra­ßen hing, fand ich Sher­libb Hol­mes in unse­rem Arbeits­zim­mer, das Tablet in der Hand, die Augen scharf und ver­ächt­lich auf den Bild­schirm gerich­tet. „Ibbson“, begann er, ohne auf­zu­se­hen, „sel­ten habe ich ein sol­ches Schau­spiel der Unfä­hig­keit erlebt wie bei der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land im Kreis Stein­furt. Es ist kein Fall, der mei­ner Deduk­ti­on bedarf, son­dern ein trau­ri­ges Exem­pel dafür, wie eine Par­tei in der moder­nen Welt kläg­lich schei­tert.“

„Was ist gesche­hen, Hol­mes?“, frag­te ich, wäh­rend ich mich in den Ses­sel sin­ken ließ, neu­gie­rig auf die Ursa­che sei­nes Spot­tes.

Hol­mes lehn­te sich zurück, die Lip­pen zu einem bit­te­ren Lächeln ver­zo­gen. „Seit der Kom­mu­nal­wahl, Ibbson, hat die AfD in Stein­furt ihre Stim­me ver­lo­ren, als hät­te der Wind sie fort­ge­tra­gen. Kein Fun­ke loka­len Enga­ge­ments, kein Hauch von Eigen­stän­dig­keit – nur das ein­tö­ni­ge Nach­plär­ren bun­des­po­li­ti­scher Pole­mi­ken, die wie lee­re Scha­len durch die digi­ta­len Kanä­le trei­ben. Sie haben sich selbst unsicht­bar gemacht, unfä­hig, die Werk­zeu­ge des Inter­nets zu meis­tern. Und nun, Ibbson, hat ihre Schwä­che ein neu­es Phan­tom her­auf­be­schwo­ren: einen KI-Bot, der ihre Hilf­lo­sig­keit wie ein höh­ni­scher Spie­gel vor­führt.“

„Ein KI-Bot?“, frag­te ich, fas­zi­niert von die­sem moder­nen Schat­ten.

„Genau“, fuhr Hol­mes fort, sei­ne Stim­me durch­drun­gen von bei­ßen­der Kri­tik. „Die­ser Bot hat eine Face­book-Sei­te erschaf­fen, ein Trug­bild, das die offi­zi­el­le Sei­te des Kreis­ver­ban­des bis ins Detail nach­ahmt. Die Bei­trä­ge des Ver­ban­des wer­den geteilt, und die Anhän­ger – eine Schar, die, sagen wir, nicht durch kri­ti­schen Ver­stand geprägt ist – kom­men­tie­ren wie auf ein Kom­man­do dres­sier­te Papa­gei­en, ohne die Täu­schung zu bemer­ken. Der Kreis­ver­band selbst bie­tet nichts, was ihn aus­zeich­net: kei­ne loka­le Arbeit, kein Allein­stel­lungs­merk­mal, nur hoh­le Paro­len, die aus Ber­lin impor­tiert wer­den. Es ist eine Far­ce, Ibbson, und die AfD hat sie sich selbst ein­ge­brockt.“

„Aber was bezweckt die­ser Bot?“, frag­te ich, nun ganz in die Geschich­te ver­tieft.

Hol­mes’ Blick wur­de düs­ter. „Betrug, Ibbson. Die fal­sche Sei­te lockt die Anhän­ger mit betrü­ge­ri­schen Finanz­an­ge­bo­ten – ein Köder, der auf die Leicht­gläu­big­keit einer älte­ren, unkri­ti­schen Gefolg­schaft zuge­schnit­ten ist. Die­se Men­schen, die blind jeder Sei­te fol­gen, die den Namen ihrer Par­tei trägt, fal­len auf die ein­fachs­ten Tricks her­ein. Doch die wah­re Schan­de liegt nicht beim Bot, son­dern bei der AfD selbst. Ihre Unfä­hig­keit, die Mecha­nis­men des Inter­nets zu ver­ste­hen, ihre Anhän­ger zu schüt­zen oder auch nur eine Spur von Prä­senz zu zei­gen, macht sie zum Gespött. Ein simp­ler KI-Bot genügt, um ihr Ver­trau­en zu unter­gra­ben, weil sie selbst nichts vor­zu­wei­sen haben, das echt ist.“

„Und was gedenkst du zu tun, Hol­mes?“, frag­te ich, obwohl ich ahn­te, dass er sich von die­sem Fall distan­zie­ren wür­de.

Hol­mes schnaub­te ver­ächt­lich. „Nichts, Ibbson. Die­ser Fall ist kein Rät­sel, son­dern ein Trau­er­spiel. Die AfD in Stein­furt hat sich selbst in die­se Lage manö­vriert, indem sie die digi­ta­le Welt igno­rier­te und ihre Anhän­ger der Täu­schung über­ließ. Sie stol­pern durch eine Ära, die sie nicht begrei­fen, und ein Bot ist nur das natür­li­che Ergeb­nis ihrer Ver­säum­nis­se. Soll­ten sie je ler­nen, die Werk­zeu­ge der Moder­ne zu nut­zen, könn­ten sie sich viel­leicht weh­ren. Doch bis dahin, Ibbson, ist dies kein Fall für Sher­libb Hol­mes – es ist eine Lek­ti­on, die sie selbst ler­nen müs­sen.“

Mit die­sen Wor­ten wand­te er sich wie­der sei­nem Tablet zu, die Ver­ach­tung in sei­nem Blick unver­kenn­bar. Die Geschich­te der AfD in Stein­furt war kein Mys­te­ri­um, son­dern ein Mahn­mal der Unfä­hig­keit – und Hol­mes hat­te kein Inter­es­se, ihre Wun­den zu hei­len.

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  • NRW-Kom­mu­nal­wah­len in Müns­ter: Ist die Welt hier noch in Ord­nung?

    [N]irgendwo ist die AfD so schwach, sind die Grü­nen so stark wie in Müns­ter. Lässt sich hier etwas ler­nen für den Rest der Repu­blik? (…) Es gibt ein­fach zu wenig Pro­ble­me. Hel­mut Bir­ke, der AfD-Mann mit dem Fahr­rad, muss schie­ben, das Kopf­stein­pflas­ter sei holp­rig, beschwert er sich. Klingt nicht nach einem Wahl­kampf­schla­ger.

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  • Das Müns­ter­land hat eine „leich­te AfD-Infek­ti­on“ Par­tei­en­for­scher Pro­fes­sor Nor­bert Kers­t­ing von der Uni­ver­si­tät Müns­ter traut dem Müns­ter­land zu, ein Boll­werk gegen die AfD zu blei­ben.

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  • Osna­brü­cker Rat weist AfD-Antrag ab: „Las­sen uns nicht als Spiel­ball miss­brau­chen“ [archive.is/S7x8O]

    „Wir haben alle gese­hen, wie weit Hass und Het­ze gehen“, sag­te Gar­der, der im Rat sonst sel­ten mit Rede­bei­trä­gen in Erschei­nung tritt. (…) Es sei „para­dox“, dass die­se Selbst­ver­ständ­lich­keit aus­ge­rech­net von der AfD ein­ge­bracht wer­de, sag­te Wulf-Sieg­mar Mier­ke für die Grup­pe FDP/UWG. Wer Mei­nungs­frei­heit bean­spru­che, dür­fe sie ande­ren nicht abspre­chen. Wo die kri­ti­sche Stim­me Gar­de­rs sei, wenn es „gegen die Mei­nungs­frei­heit aller ande­ren“ gehe, frag­te der Frak­ti­ons­vi­ze der Grü­nen, Vol­ker Bajus.

  • OS-Radio: Stadt­rat lehnt AfD-Antrag ab
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  • State­ment der SPD Rhei­ne zum Aus­gang der Kom­mu­nal­wahl 2025

    Ernüch­ternd ist das Ergeb­nis der rechts­extre­men AfD, die weit­ge­hend ohne Gesicht, ohne akti­ven Wahl­kampf und ohne kom­mu­na­le Bezü­ge 14 Pro­zent erzie­len konn­te. Gera­de die­ses Ergeb­nis zeigt: Die demo­kra­ti­schen Par­tei­en tra­gen jetzt eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung. Sie haben den Auf­trag, mit­ein­an­der im Gespräch zu blei­ben und zum Woh­le unse­rer Stadt zusam­men­zu­ar­bei­ten – klar und ent­schie­den ohne die rechts­extre­me AfD.

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Gleich und Gleich

Die AfD Len­ge­rich hat sei­ne Sei­te online geschal­tet. Schein­bar hat bei ihr nie­mand Ahnung davon, wie man sich eine Sei­te bei einem deut­schen Anbie­ter ein­fach zusam­men­klickt und die Auf­ga­be an eine win­di­ge Klit­sche in Rumä­ni­en aus­ge­la­gert, wenn man dem Urteil ihrer Kun­den ver­traut:

It is pret­ty sad how the qua­li­ty of sup­port from Kubio is worse than what you would find at a McDonald’s.

Passt ja. Viel­leicht fin­den sie ja jetzt auch noch wen, der sich mit Recht­schrei­bung aus­kennt und ihnen ver­rät, wie man Stadt­rat schreibt.

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  • Osna­brü­cker Knei­pen-Pro­test als Kulis­se: Das ver­brei­ten jun­ge AfD-Influen­cer auf Insta­gram [archive.is/alW9o]

    Vor der Knei­pe fand eine Kund­ge­bung von „Den Rech­ten die Räu­me neh­men statt“, wäh­rend die eigent­lich geplan­te AfD-Ver­an­stal­tung in der Gast­stät­te abge­sagt wor­den war – aus Respekt vor dem Eigen­tü­mer des Hau­ses, hat­te es gehei­ßen. (…) Wo die­ser Respekt abge­blie­ben war, als sich das Lokal nach und nach mit AfD-Ver­tre­tern und Par­tei-Sym­pa­thi­san­ten füll­te, frag­te sich ver­mut­lich nicht nur Eigen­tü­mer Lothar Rink. Die jun­gen AfD­ler hin­ge­gen spar­ten die­sen Aspekt in ihren Insta­gram-Clips natur­ge­mäß aus.

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